Bushido

Die Stilrichtung Shotokan

Gichin Funakoshi

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die oftmals im geheimen vermittelten Kampfkünste Okinawas öffentlich bekannt. Der Schullehrer, Dichter und spätere Pädagogikprofessor Gichin Funakoshi (1869-1957) bemühte sich um die Integration des Okinawa-Te als ordentliches Lehrfach in Schulen und Hochschulen, weil er von dessen hohen charakterbildenden Wert überzeugt war. Seine Vorführungen waren so eindrucksvoll, dass er von der japanischen Regierung beauftragt wurde, für ihre Verbreitung im japanischen Erziehungswesen zu sorgen. So baute er mehrere Karategruppen an Universitäten auf.

Aufgrund einer wachsenden antichinesischen und nationalistischen Haltung in Japan, entschloss sich Gichin Funakoshi, den Namen der Kampfkunst zu ändern. So ersetzte er ein altes chinesisches Schriftzeichen durch ein phonetisch gleichklingendes. Die Kampfkunst hieß nun Karate-Do (= der Weg der leeren Hand) und enthielt zudem mit dem Wort "kara" (= leer) einen Hinweis auf ihren geistigen Hintergrund. Ziel der Kampfkunst ist Klarheit und Leere: sich von allen (dunklen) Gedanken leer zu machen und den Geist zu klären.

Im Frühjahr 1936 konnte Meister Funakoshi eine Schule in Tokio eröffnen und entwickelte eine eigene Stilrichtung. Die Schule erhielt den Namen Shotokan, (= die Schule des Shoto - Shoto bedeutet "Pinienrauschen" und war das Pseudonym, unter dem Gichin Funakoshi Lyrik veröffentlichte).

Die Stilrichtung Shotokan zeichnet sich gegenüber anderen Stilrichtungen besonders durch tiefe Stellungen und lange Beschleunigungswege der Techniken aus. Die Techniken des Shotokan wurden entwickelt aus der Begegnung mit der Kunst des Bogenschießens.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann die weltweite Verbreitung des Karate-Do. Shotokan ist heute die in Deutschland am weitesten verbreitete Stilrichtung, gefolgt von Wado-Ryu, Goju-Ryu und Shito-Ryu.